In unseren Breiten ist die Stationärrolle (engl. Spinning Reel) eindeutig der Platzhirsch. Aber auch hierzulande entscheiden sich immer mehr Angler für eine Baitcaster. Das trifft übrigens nicht nur auf total verrückte Barschangler zu! Warum ist das so, und wo liegen die Vorteile der zwei unterschiedlichen Rollentypen?
Inhaltsverzeichnis
Preis
Bei beiden Rollentypen sind preislich nach oben hin keine Grenzen gesetzt. Wobei man generell sagen kann, dass man eine angelbare Stationär Rolle zu einem etwas günstigeren Preis bekommen kann als eine Baitcaster Rolle von vergleichbarer Qualität.
Ich habe zum Beispiel schon mit einer ultra leichten micro Stationärrolle einen Karpfen mit 12 Kilo gedrillt. Diese Rolle funktioniert heute noch wunderbar und hat mich weniger als zwanzig Euro gekostet. Mit einer Baitcaster wäre ich da preislich wohl nicht hingekommen.
Kraft und Robustheit
Durch die verschiedenen Konstruktionsweisen hat einer der beiden Rollentypen hier eindeutig die Nase vorne. Da der Druck bei einer Baitcaster, da er nicht durch den Schnurfangbügel um 90° abgelenkt wird, direkter ankommt kann die Baitcaster Rolle besser damit umgehen.
Außerdem ist die Achse einer Baitcaster Rolle auf beiden Seiten fest in der Rolle verankert. Man “verwürgt” sie deshalb nicht so leicht. Durch übermäßigen Zug oder dauernde Belastung kommt es hier so gut wie nie zu Achsenschäden. Bei einer Stationärrolle fehlt die Fixierung der Achse auf einer Seite und sie kann unter Umständen bei falscher oder dauerhafter Belastung Schaden nehmen.
Wurfgewicht
Beim Wurfgewicht kommt es auf die persönlichen Ansprüche an. Wenn man sehr geringe Wurfgewichte verwenden möchte, dann hat – besonders in der niederen Preisklasse – die Stationärrolle eindeutig die Nase vorne.
Die Wurfweite einer Stationärrolle wird nicht so extrem von hochwertigen Komponenten und einer guten Verarbeitung beeinflusst wie bei einer Baitcaster. Bei einer Stationärrolle muss sich die Spule nämlich nicht mitdrehen um werfen zu können. Dadurch kann auch mit wirklich billigen Stationärrollen ein sehr leichter Köder gut geworfen werden.
Da sich die Spule einer Baitcaster beim Wurf drehen muss, muss besonders in den unteren Wurfgewichtsbereichen eine Präzision der Verarbeitung und eine hohe Qualität der Komponenten gegeben sein. Das kostet natürlich mehr als eine billige Stationärrolle.
Wenn man mit hohen Wurfgewichten arbeiten möchte, dann macht das eine Baitcaster aufgrund ihrer Konstruktion länger mit. Also hat bei hohen Gewichten die Baitcaster einen Vorteil. Aber es gibt auch durchaus robuste Stationärrollen, die solche Torturen recht lange mitmachen.
Wurfweite
Grundsätzlich kann man mit einer Stationärrolle etwas weiter werfen als mit einer Baitcaster Rolle. Dies gilt für alle Wurfgewichte, besonders aber für die, die sich eher im leichten und ultra leichten Bereich bewegen, wo die Unterschiede oft mehr als deutlich werden. Diese Aussage gilt für den durchschnittlichen Angler.
Hier kommt es wieder zum Tragen, dass die Spule einer Baitcaster sich beim Wurf mit drehen muss. Deshalb ist bei niederen Wurfgewichten eine sehr hochwertige und exakt verarbeitete Baitcasting Rolle nötig, die daher oft auch entsprechend teuer ist.
Jetzt werden einige aufschreien und überhaupt nicht einverstanden sein. Natürlich kann man mit entsprechender Ausrüstung und Technik einiges an Wurfweite gut machen. Wenn man eine gute Baitcaster hat und entsprechend geübt ist, kommt man auf jeden Fall an die Wurfweiten einer Stationärrolle heran.
Wurfgenauigkeit
Auf dem Gebiet der Wurfgenauigkeit hat die Baitcaster Rolle eindeutig einen großen Vorteil. Wenn man übt und einen gut trainierten Daumen hat, kann man mit einer Baitcaster extrem genau werfen.
Dadurch lassen sich Löcher in Seerosen Teppichen und andere attraktive Stellen extrem genau anwerfen. Man kann den Köder genau dorthin werfen, wo sich auch die Fische befinden.
Man kann zwar auch mit einer Stationärrolle genau werfen, aber das Level an Kontrolle, das man mit einer Baitcaster Rolle hat ist einfach eine ganze Ecke besser.
Widerstandsfähigkeit bei Dauerbelastung
Wer öfters größere Crankbaits oder andere Köder angelt, die extrem viel Druck erzeugen wird über kurz oder lang jeder Stationärrolle vernichten. Das Getriebe und die Achse mögen solche Belastungen auf Dauer einfach nicht.
Auch das Schlagen mit großem Jerkbaits und ähnlichem sorgt bei einer Stationärrolle recht schnell für Bauchweh.
Einer Baitcaster machten solche Belastungen aber nicht wirklich etwas aus. Mit großen Crankbaits, Jerks und ähnlichem kann man hier deutlich länger seinen Spaß haben.
Andere Probleme und Vorteile der Stationärrolle
Ein Problem, das bei Stationärrollen verstärkt auftreten kann ist der Schnurdrall, der durch den 90° Knick in der Schnur und das um die Rolle rotierende Schnurlaufröllchen entstehen kann.
Eine Stationärrolle ist denkbar einfach handzuhaben. Das Werfen kann man ohne Probleme in kürzester Zeit lernen. Deshalb ist man bei der Stationärrolle sehr schnell in einem Bereich angelangt, in dem man Spaß bringend Angeln kann.
Verwicklungen und Vogelnester sind eher selten, da die Stationärrollen auf diesem Gebiet nicht anfällig sind. Dadurch kann man sie von Anfang an mehr auf das schöne Angeln als auf des nervige Entwirren der Schnur konzentrieren.
Ein weiterer positiver Punkt bei der Stationärrolle ist das mega befriedigende Geräusch wenn ein Fisch richtig in die Bremse geht und Schnur nimmt. Dieses Surren lässt das Anglerherz höher schlagen!
Andere Probleme und Vorteile der Baitcasting Rolle
Das falsche oder zu seltene Reinigen und schmieren der Kugellager und anderer beweglicher Teile macht sich schneller negativ bemerkbar als bei einer Stationärrolle.
Ich vermisse immer wieder das Geräusch, dass die Bremse einer Stationärrolle mache. Es gibt zwar Klicker, die der ansonsten geräuschlosen Baitcaster Bremse auch einen tollen Ton verleihen, aber dafür will ich dann doch kein Geld ausgeben.
Je nach Modell ist es ratsam dickere Schnüre zu verwenden, aber ich hatte noch nie eine Baitcaster die nicht mit einer 0,18er Mono oder einer laut Beschriftung als 0,08er bezeichneten geflochtenen Schnur zurecht gekommen wäre. Es ist einfach weniger nervtötend einen Wickel zu lösen, wenn die Schnur etwas dicker ist.
In der Anfangsphase ist das Werfen relativ schwierig und man braucht etwas Training um den smoothen Wurfablauf mit einer Baitcaster zu erlernen. Wer, wie mit einer Stationärrolle durchzieht oder einen ruckigen Wurfstil hat, wird am Anfang viele schöne Vogelnester produzieren.
Der größte Vorteil einer Baitcaster ist der erhöhte Spaßfaktor. Ich hatte noch nie so viel Spaß daran einfach zu werfen und verschiedene Wurfstile zu trainieren, selbst wenn ich nichts gefangen habe. Beim Angeln geht es um Spaß und auf dieser Ebene ist man beim Angeln mit einer Baitcaster Rolle so gut wie immer auf der Gewinnerseite. Es war eine der besten anglerischen Entscheidungen der letzten Zeit, das Angeln mit einer Baitcaster zu erlernen. Trotzdem gebe ich in gewissen Situationen immer noch einer Stationärrolle den Vorzug, da auch dieser Rollentyp durchaus seine Vorteile hat.
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