Angelfotos 101

Ich habe mich vor dem Angeln jahrelang sehr intensiv mit der Sportfotografie auseinander gesetzt und dabei einige wichtige Dinge gelernt, die mir auch jetzt beim Erstellen der Fotos für Angel-Kniffe helfen. Es ist recht einfach seine Fotos qualitativ ein bisschen zu verbessern, wenn man ein paar Regeln im Hinterkopf behält. Ein paar der Grundlagen möchte ich euch hier mit auf den Weg geben.

Angelfotos 101 - Ich fotografiere Sebastian Dreysse

Einen Beweis für meine fotografische Tätigkeit zu finden war nicht gerade einfach, da es in der Natur der Sache liegt, dass eher andere Leute fotografiert wurden als ich. Auf dem oben gezeigten Foto bin ich allerdings selbst als Fotograf auch mit im Bild.

Die Grundregeln aus Angelfotos 101 können prinzipiell immer angewandt werden. Egal ob ich Fotos von Hunden, Fischen, Landschaften, Sportlern, Sith Lords oder irgendwelchem Tackle mache. Da dieser Artikel aber in einem Angelblog veröffentlicht wird, werde ich mich bemühen mich auf Fotos die am Wasser gemacht wurden zu beschränken. Die Regeln aus Angelfotos 101 sind selbstverständlich nur Empfehlungen und dürfen und sollen auch kreativ gebrochen werden. Manchmal erfordert eine Situation einfach mehr Kreativität als eine Sammlung von Regeln abdecken kann. Kein Foto hat es verdient verstümmelt zu werden, nur weil man sich stur an eine Regel aus hält!

Die Drittelregel

Die Drittelregel ist eine der bekanntesten fotografischen Gestaltungsregeln und orientiert sich am goldenen Schnitt. Bei sehr vielen Kameras kann man sich ein Gitternetz einblenden lassen das den Bildausschnitt mit einem Gitternetz, in etwa wie auf der Grafik unten, einteilt.

Angelfotos 101

Die schwarzen Pfeile zeigen wie das menschliche Auge normalerweise ein Foto scannt. Um ein Bild optisch ansprechend zu gestalten sollte der Teil des Fotos um den es hauptsächlich geht entweder auf einer der roten Linien liegen oder sich auf einem der Roten Punkte befinden. Ein Foto das, wie man es sehr oft sieht, mittig ausgerichtet ist wirkt oft eher langweilig und wenig dynamisch!

Wer gerne mit dem Standardformat 2 x 3 arbeitet kann sich hier von der Kamera sehr gut helfen lassen. Wer, wie ich, einen leichten 16 x 9 Tick hat braucht ein bisschen Vorstellungskraft um die Linien selbst im Kopf zu haben.

Angelfotos 101 - Schwan

Auf dem oberen Foto befindet sich der Schwan, der mich beim Dead Sticking auf Karpfen sabotiert hat genau auf einer der Linien. Dadurch wirkt das Foto lebendiger als wenn sich der Schwan genau in der Mitte befände. Klar, kann man mit nachträglichem Beschneiden des Fotos noch einiges optimieren, aber es ist auf jeden Fall gut schon im Voraus zu wissen, wie das Fotos schlussendlich aussehen soll.

Kontraste nutzen

Dunkle Köder sollten prinzipiell vor einen eher hellen Hintergrund fotografiert werden, und helle natürlich von einem dunklen Hintergrund. Dadurch wird es für den Betrachter einfacher den Köder schnell erkennen zu können und sich auf das Wichtige zu konzentrieren. Die dunkle Frill Shrimp von Still Hunt wurde hier bei einem Schläfchen auf einem hellen Sandstein erwischt und hebt sich perfekt vom Hintergrund ab.

Angelfotos 101 - Still Hunt - Frill Shrimp

Um gut mit Kontrasten arbeiten zu können muss man ein bisschen suchen und hin und wieder muss man sich für die richtige Position auf den Boden legen. Auf dem unteren Bild wäre der Polaris von Crazy Fish nicht so gut zur Geltung gekommen, wenn er im hellen Bereich positioniert gewesen wäre.  Daher musste ich mich auf den Boden legen um ihn über das helle Wasser, unter den hellen Himmel direkt auf das dunkle Gegenüberliegende Ufer setzen zu können. Die Teilweise sehr hellen Partien des Köders und das Streiflicht bilden einen sehr schönen Kontrast zum dunklen Hintergrund.

Angelfotos 101 - Crazy Fish Polaris

Gegenlicht ausnutzen

Gegenlicht ist furchtbar, aber nur solange man dagegen arbeitet. Sobald man sich damit arrangiert können super Ergebnisse erzielt werden. Durchscheinende Köder können zum Beispiel ein bisschen durchleuchtet werden. Da man das das Foto eher dunkel erstellen muss, um insgesamt nicht zu hell zu sein, kommen die Farben von dem durchleuchteten Jackson Wobbler noch besser zu Geltung.

Angelfotos 101 - Jackson Mini 50

Bei Gegenlicht kommen auch die Konturen eines filigranen Köders wie dieser kleinen Rush Craw von Bait Breath besonders gut herüber. Die von schräg hinten einfallenden Lichtstrahlen bilden einen schmalen Lichtrand, der die Feinheiten schön herausstellt und den Köder vom sehr ähnlich farbigen und unruhigen Hintergrund deutlich abhebt. In der Sport Fotografie wird hier oft sehr hart an der richtigen Positionierung von verschiedenen Blitzen getüftelt um das „Rim-Light“ ordentlich zu setzen. Hier hat es die Sonne für mich übernommen.

Angelfotos 101 - Baith Breath - Rush Craw

ISO / Verschlusszeit / Blende

Alle drei Parameter ISO, Verschlusszeit und Blende haben Auswirkungen auf die Helligkeit eines Fotos. Je höher ich die Verschlusszeit ansetze, desto eher können verwackelte Fotos vermieden werden. Wir die Verschlusszeit aber sehr kurz gewählt, kann in dieser Zeit auch nur sehr wenig Licht auf den Sensor treffen und das Foto fällt dunkel aus. Als Faustregel kann hier gesagt werden dass die Verschlusszeit nie kürzer sein sollte als die Brennweite des Objektiv. Bei einer Brennweite von 80 mm kann man in der Regel mit einer Verschlusszeit von 1/80 noch recht verwacklungsfreie Fotos machen. Will man längere Verschlusszeiten sollte man ein Stativ verwenden und das Motiv muss still halten. Geübte Fotografen können eine Bewegungsunschärfe natürlich auch zu ihren Gunsten nutzen, dafür braucht man aber in der Regel viel Erfahrung. Das Foto unten wurde mich einer Verschlusszeit von 1/50 aufgenommen um das wenige Licht optimal zu nutzen. Mit einer halbwegs ruhigen Hand ist das kein Problem.

Angelfotos 101 - Illex Chubby

Die Blende, oder besser gesagt die Öffnung der Blendenlamellen, wirkt sich direkt auf die Schärfentiefe und die Intensität der Belichtung aus. Die Blendenzahl wird zum Beispiel mit f/1.8, f/2, f/2,5 etc. angegeben. Je kleiner die Blendenzahl ist desto weiter lässt sich die Blende öffnen. Je höherer die Blendenzahl ist, desto mehr ist die Lichtöffnung geschlossen. Dadurch fällt weniger Licht auf den Sensor und das Foto wird – bei gleichem ISO Wert und gleicher Verschlusszeit – dunkler. Die kleinstmögliche Blendenzahl nennt man Offenblende. Leider bringen die meisten Objektive bei Offenblende keine Bestleistungen die Schärfe betreffend. Um wirklich scharfe Aufnahmen zu machen, sollte man daher mindestens zwei Stufen abblenden. Blendet man zu weit ab, über f/16 kommt es allerdings auch wieder zu Unschärfen.

Der ISO Wert bestimmt die Lichtempfindlichkeit des Sensors. Je höher man den ISO Wert wählt, desto heller wird das Foto. Leider hat die Erhöhung der ISO Zahl nicht nur Vorteile. Wenn man es übertreibt, kommt es zum Berühmten Bildrauschen. Um das zu verdeutlichen sehr ihr unten einen Bildausschnitt einer Canon 7D. Wenn man das Foto in einer webtauglichen Größe abspeichert fällt bei dieser Kamera aber auch beim mittleren Bildausschnitt noch nichts negativ auf. Fast jede moderne Kamera sollte bis ISO 1000 tadellose Fotos abliefern.

Angelfotos 101 - ISO

Natürlich gibt es auch die Möglichkeit in der Nachbearbeitung ein bisschen auf „Vintage“ zu machen und ein Foto mit starkem Rauschen dennoch ansprechend verpacken zu können. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, wenn man es gut umsetzt!

Tiefenschärfe verwenden

Die Tiefenschärfe ist ein extrem wichtiges Werkzeug beim erstellen von guten Fotos. Je weiter die Blende geschlossen wird, desto größer ist der scharf aufgenommene Bereich und je weiter sie geöffnet wird, desto kleiner wird der scharfe Bereich des Fotos. Außerdem, je länger die Brennweite und je näher man am Motiv dran ist, desto kleiner wird der scharf abgebildete Bereich. Somit kann man auch mit einem Canon 70 – 200mm f/4 bei 200mm gleich gut freistellen wie mit einem Canon 50mm f/1.8.

Angelfotos 101

Bei dem oberen Foto ist die Blende weit offen und die Tiefenschärfe daher sehr gering. Bereits bei einem echt kleinen Barsch ist lediglich der Kopf scharf abgebildet und der Rest wird zunehmend unschärfer. Dadurch wird der Blick des Betrachters gelenkt und die Aufmerksamkeit bleibt beim Kopf und dem vom Barsch genommenen Hot-Shot Rig hängen. Der Kopf liegt im Fokusbereich, aber der Schwanz ist deutlich weiter von der Linse entfernt und damit nicht mehr im Fokusbereich.

Angelfotos 101

Hier wurde die Tiefenschärfe anders genutzt und der Fisch und die Hand wurden deutlich vom sehr unscharfen Hintergrund abgehoben. So kann man auch ohne besondere Blitze oder ähnliches die Aufmerksamkeit auf das essentielle des Foto leiten. Der Barsch hat zwar in etwa die gleiche Größe wie sein Vorgänger, ist aber komplett scharf abgebildet, da sich der ganze Fisch im selben Abstand zur Linse befindet.

Mit dieser Technik kann man auch wunderbar einen Köder für ein Produktfoto vom Hintergrund freistellen. Auf dem Foto unten steht absolut außer Frage um was es in dem Foto geht. Niemand kommt bei einem so aufgenommenen Foto auf die Idee, dass der Hintergrund wichtig ist. Wenn der Fokusbereich allerdings nur wenige Zentimeter tief ist braucht man – vor allem bei bewegten oder frei schwingenden Motiven – wie diesem Sexy Impact ein bisschen Übung um ein schönes Foto zu schießen. Dabei sollte man im digitalen Zeitalter nicht mit Auslösungen sparen. Lieber 10 statt zwei Fotos machen und dann Zuhause am Bildschirm das Beste auswählen, es kostet ja nichts!

Angelfotos 101 - Hot-Shot Rig - Sexy Impact

Gute Lichtsituationen erkennen

Die Absolut schlimmste Situation für ein anständiges Foto mit natürlichem Licht ist in meinen Augen strahlender Sonnenschein, und die Blitzanlage ans Wasser schleppen ist auch nicht wirklich eine Option. Der Grund für diese Abneigung liegt in einer ganz einfachen Tatsache begründet: Wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten! Bei strahlendem Sonnenschein sind die Kontraste, durch den großen Unterschied zwischen angestrahlten und im Schatten liegenden Bereichen meistens unangenehm Krass. Aus meiner Zeit als Sport Fotograf weiß ich, dass man aus diesem Grund eine gute Blitzanlage dann am nötigsten hat wenn die Sonne am hellsten scheint, so absurd das auch klingt!

Wenn ich mit natürlichem Licht auskommen will sind die frühen Morgenstunden und die späten Abendstunden, wenn die Sonne flach steht, sehr gut geeignet für Fotos. Nicht ohne Grund gibt es die berühmte „Golden Hour“ kurz nach Sonnenaufgang und kurz vor Sonnenuntergang. Zu dieser Zeit ist das Licht viel weicher als unter Tags und die Farben haben einen warmen gelblich-roten Ton.

Angelfotos 101

Auf Linien achten

Die Linien die durch ein Foto leiten sind auch ganz wichtig. Im Allgemeinen wird es als ästhetisch wahrgenommen wenn Linien den Betrachter durch das Bild führen und Parallel zu den Kanten Verlaufen, auf den Fluchtpunkt hinleiten oder in eine Ecke des Bildes laufen. Der Fokus des unteren Fotos liegt eindeutig auf der Rollen, aber der in die Ecke laufende Griff lässt das Foto optisch stimmiger wirken.

Angelfotos 101 - Quantum Centex

Horizonte sollen, bis auf ganz wenige Ausnahmen, wenn irgend möglich horizontal verlaufen. Ein Horizont der nicht horizontal ist vermittelt den Eindruck von „Der kann nicht mal die Kamera gerade halten!“ und verursacht das eigenartige Bedürfnis den Kopf zu neigen, da das Bild zu kippen scheint. Bei dem unteren Foto ist der Horizont gerade und der Zaun im Vordergrund gibt dem ganzen noch etwas Tiefe. Durch die fehlende Sonne sind auch keine störenden Schatten im Bild.

Angelfotos 101 - Fussach

Bei diesem Foto vom Flash J der Luminova Serie von Fish Arrow habe ich besonders auf diagonale Linien geachtet. Diese leiten den Betrachter schön auf den wichtigen Gegenstand hin. Außerdem wird der Flash J zusätzlich durch den starken Kontrast zum Hintergrund hervorgehoben. Dadurch, dass das Licht von hinten durchscheint kommen auch die Konturen sehr gut zur Geltung.

Angelfotos 101 - Fish Arrow - Flash J Luminova

Viel Spaß und Erfolg mit den Tipps von Angelfotos 101. Aber egal was ihr tut, Übung macht den Meister. Auch gute Fotografen haben einen hohen Ausschuss. Experimentieren und bewusstes beugen der Regeln ist erlaubt und sogar erwünscht. Nur die Besten schaffen es die Regeln der Fotografie so zu biegen und zu brechen, dass sie dadurch unglaubliche Kunstwerke schaffen!

Falls dir die Tipps aus diesem Artikel helfen, würde ich mich sehr freuen wenn du einen Kommentar schreibst und vielleicht sogar ein, zwei deiner Fotos verlinkst im Kommentar. Falls du mehr Fotos aus meiner Aktion-Sport Vergangenheit sehen möchtest, kannst du das ja in den Kommentaren bestellen. Wenn nachfrage besteht erweitere ich diesen Artikel gerne!

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