Baitcaster Angeln – Preiswerter Einstieg I/III

[Werbung] Unkenrufen zufolge ist es anscheinend nicht möglich günstig in die Baitcasterei hinein zu schnuppern. Anscheinend müssen zumindest € 300 locker gemacht werden, um eine Kombo anzuschaffen mit der man Spaß haben kann. Alles was billiger ist kann unmöglich Spaß machen! Ob das wirklich so ist gehört dringend überprüft. Aus diesem Grund verfasse ich diese dreiteilige Artikelserie zum Thema „Baitcaster Angeln – Preiswerter Einstieg“. Es wäre doch gelacht, wenn die Unken recht behalten würden!

Die Iron Claw Baitcaster Combo

X-Act 3.0 und High Voltage C-662 ML mit Spinnerbait

Das Grundbuget war € 150 für die Rolle, die Rute und die Schnur. Nach kurzer Recherche stand meine Kombo fest. Es sollte eine Iron Claw X-Act 3.0 an einer Iron Claw High Voltage C-662 ML mit einer Länge von 198 cm und einem Wurfgewicht von 6 – 24 g werden. Die X-Act 3.0 habe ich im Internet schon um € 53 gesehen und dieses Modell der High Voltage um € 49. Damit kommen wir ohne Schnur auf ganz knapp über € 100 für eine erste Baitcaster Kombo.

Damit sollte sich doch feststellen lassen ob mir die Baitcasterei so gut gefällt, dass ich tiefer eintauchen möchte, oder ob es überhaupt nicht mein Ding ist. Gegebenenfalls kann die Schnupperkombo dann ja an einen anderen Interessierten abgegeben werden. Oder sie gefällt mir trotz aller Unkenrufe so gut, dass ich sie auf Dauer behalten werde.

Iron Claw - High Voltage C-662 ML

Das sich rot, grau und schwarz in der Kombo so gut ergänzen ist übrigens Zufall. Ich habe bei der Auswahl nur auf die Funktionalität und den Preis geachtet. Umso mehr freut es mich, dass die Kombo auch optisch stimmig ist.

Die Wahl der Schnur

Die nächste Sache bereitete mir viel mehr Kopfzerbrechen. Monofile Schnur, geflochtene Schnur oder etwa doch Fluorocarbon? Ich habe viel gelesen und alle möglichen Leute gefragt. Da ich mir die Baitcaster besonders wegen der Crankbaits beschaffen wollte, hätte mir eine monofile Schnur sehr gut gefallen. Im Internet habe ich zudem öfters gelesen, dass es leichter sei das Werfen mit der Baitcaster mit Mono zu lernen. Anscheinend gibt das weniger Perücken. Zugegeben, vor den vielen Perücken hatte ich ordentlich Angst.

X-Act 3.0 und High Voltage C-662 ML von Iron Claw

Aus diesem Grund habe ich sehr lange mit dem Gedanken an eine monofile Schnur gespielt. Ich habe zum Beispiel sehr gute Erfahrungen mit der Hyper Spin von Climax an Stationärrollen gemacht. Zum Jiggen nicht geeignet, für Cranks und alles was auf Zug gehalten wird ist sie super!

Leider gibt es die Schnur nur farbig. Wenn schon Mono, dann wollte ich sie wenigstens durchgehend, ohne Vorfach, verwenden können. Eine vernünftige Alternative gab es zu diesem Zeitpunkt in 50 km Umkreis nicht. Das Gleiche gilt für die Fluorocarbon Variante. Ganz großes Drama!

Iron Claw hat mir dann die Entscheidung abgenommen. Vielen Dank dafür! Sie haben mich für eine geflochtene Schnur entschieden, da diese im Packet mit dabei lag. Es handelte sich um die Pure Contact in 0,06 mm, die ich auch auf zwei meiner Stationär Kombos fische. Da ich dort super zufrieden bin mit der Schnur habe ich dann einfach – entgegen meinen Befürchtungen und Sorgen – die Pure Contact aufgespult.

X-Act 3.0 mit 0,06er Pure Contact

Eigentlich bin ich ganz froh, dass die Entscheidung so für mich getroffen wurde. So ist es mir möglich auch die Riggerei und Jiggerei mit der Baitcaster zu testen. Mit der Mono wäre es wohl ziemlich exklusiv beim Cranken, Spinnerbaiten und Chatterbaiten geblieben. So bin ich einen Schritt näher an der Eierlegendenwollmilchsau!

Erste Baitcaster Erfahrungen am Wasser

Das erste Mal am Wasser war für mich ein bisschen Reizüberflutung. Die Rute „verkehrt“ halten, mit den Ringen nach oben. Die Daumentaste drücken um die Schnur frei zu geben. Mit dem Daumen die Rolle freigeben und rechtzeitig wieder abbremsen. Alle drei Bremsen richtig einstellen… alter Falter, da kommt man schon ein bisschen ins Schwitzen als Baitcaster-Jungfer. Aber irgendwie ist es, bei allem anfänglichen Stress, schon ein echt cooles Gefühl mit der Baitcaster Kombo am Wasser zu sein.

X-Act 3.0 und High Voltage C-662 ML von Iron Claw

Das richtige Einstellen der drei Bremsen werde ich übrigens im nächsten Teil der Baitcaster Artikelserie genau erklären. Theoretisch bin ich zwar angelesener und angeyoutubter Profi, aber die praktische Erfahrung für gute Tipps fehlt mir auf jeden Fall noch! Sobald ich aus Erfahrung weiß was gut ist, gebe ich es auch gerne weiter.

Ich habe dann alles so eingestellt wie man das laut Internet machen soll und mich an das Wasser gestellt. Da man ja nicht zu leicht anfangen soll, wurde für erste Würfe ein Spinnerbait mit etwa 17 g Gesamtgewicht montiert.

Die Spulenbremse (1) so einstellen, dass der Spinnerbait bei gedrückter Daumentaste langsam absinkt und die Spule sofort aufhört zu drehen, sobald der Bait den Boden erreicht. Die Wurfbremse (2) auf Maximum, das sollte Perücken sicher verhindern. Für den Fall eines Kontaktes die Sternbremse (3) für einen etwaigen Drill richtig eingestellt und schon war ich bereit.

X-Act 3.0 - die drei Bremsen

Der erste Wurf gelang, dank Internet, perfekt. Meine anfängliche Angst vor Perücken und Vogelnestern, so schien es, war völlig unbegründet. Das einzige Problemchen war die Wurfweite. Da war einfach deutlich weniger zu holen als mit einer Stationärrolle. Das war irgendwie zu erwarten, denn man liest ja überall, dass mit den Anfangseinstellungen keine Weltrekorde gebrochen werden. Wobei ich mich auch nicht mehr an meine ersten Würfe mit einer Stationärrolle erinnern kann, die waren bestimmt auch nicht sooo mega toll!

Meine übertrieben ausgiebige Erfahrung aus guten zwei dutzend Würfen lehrte mich, dass das Baitcastern total easy ist. Außerdem war mir jetzt klar, dass diejenigen die anfänglich zu sehr vorsichtigen Einstellungen raten einfach nur Spaßbremsen sind. Also auf das Ding, ich will Wurfweite!

Der erste, etwas ungehemmtere Wurf ging gut. Noch ein Stückchen aufgedreht! Der zweite Wurf ging so krass in die Hose, dass ich mir gewünscht hätte jemand hätte den Spaß doch noch ein bisschen gebremst. Das Nest war, mit meinem damaligen Wissensstand, am Wasser unmöglich zu lösen! Jetzt wäre das ein Ding von maximal zwei Minuten.

Die Perücke, die ich "falsch" repariert habe.

Zuhause angekommen habe ich das die Rolle – unerfahren wie ich war – von der Seite mit der Sternbremse her geöffnet. Ja, es gib einen leichteren Weg, von der rechten Seite her, aber das wusste ich damals noch nicht! Alles aufschrauben und sauber hinlegen. Die X-Act 3.0 gab schließlich ihr Innenleben preis. Der Knoten war schnell gelöst.

Leider habe ich es geschafft, alles was ich ausgebaut und fein säuberlich geordnet hatte vom Tisch zu werfen. Keine Ahnung wie das Zeug verbaut war und keine Explosionszeichnung vorhanden. Der Super-GAU! Drei frustrierende Stunden später hatte ich mit Hilfe der Explosionszeichnungen anderer Baitcaster Rollen aus dem Internet alles wieder richtig zusammengebaut. Du ahnst nicht wie viele Möglichkeiten es gibt die paar Teile zu drehen, zu wenden und zu kombinieren.

Hebel betätigen und die Rolle öffnet sich wie von Zauberhand!

Hier ist auch der einzige Kritikpunkt, den ich bisher gefunden habe: Eine Explosionszeichnung, oder wenn das nicht geht zumindest eine kurze Beschreibung aller Knöpfe und Hebel der Rolle, wären echt schick! Hätte ich gewusst für was der niedliche kleine Hebel rechts unten ist und wie man die Rolle damit öffnet, hätte ich mir einiges an Arbeit und Nerven erspart. Naja, aus Schaden wird man klug! Jetzt weiß ich wenigstens wie das Innenleben einer Baitcaster aussieht.

Mein erstes Baitcaster Fazit

In den ersten Tagen am Wasser habe ich festgestellt, dass mir die Baitcaster Angelei wirklich sehr gut gefällt. Das liegt nicht nur am nicht zu verleugnenden Coolness-Faktor, sondern auch daran, dass es schon eine ganz andere Technik erfordert und auch deutliche Vorteile bietet. Das präzise und weite Werfen erfordert viel mehr Gefühl und Finesse.

Wer mit purer Gewalt wirft, wird umgehend mit einem schönen Vogelnest bestraft. Es geht beim Werfen viel mehr um den Flow, die Technik und das Timing. Wenn das alles passt, kann man extrem präzise und elegant werfen. Auf dem Gebiet der Wurfweite und der Präzision ist bei mir definitiv noch Luft nach oben!

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Rolle niemals schlackert oder irgendwie unruhig läuft wenn man Cranks über 15 g mit einer sehr großen Tauchschaufel angelt. Das gefällt mir sehr! Bei manchen Stationärrollen (Zum Beispiel die mit dem roten Bogen und andere Rollen namhafter Hersteller…) hat sich das schon echt eher nach Vergewaltigung angefühlt. Übrigens war das einer der Hauptgründe war um ich, außer wegen der Sportlichkeit, unbedingt eine Baitcaster Kombo wollte!

X-Act 3.0 und High Voltage C-662 ML von Iron Claw

Mittlerweile konnte ich mein Personal Best beim Hecht mit der X-Act 3.0, der High Voltage und der Pure Contact auf 88 cm steigern. War zwar „nur“ ein Beifang, aber über einen Hecht kann ich mich auch freuen! Bei diesem ersten etwas gröberen Drill lief alles zu meiner absoluten Zufriedenheit ab. Der einzige „Nachteil“ den ich im Drill feststellen konnte war das fehlende Drillgeräusch der X-Act 3.0, da die Bremse bei Baitcaster Rollen im Drill nicht surrt.

Der erste Hecht mit der X-Act 3.0 und High Voltage C-662 ML von Iron Claw.

Wie sich meine Fertigkeiten weiter entwickeln, ob sich mein Enthusiasmus in Frust verwandelt, ob Probleme auftauchen und wie man alle Bremsen und Knöpfe richtig einstellt könnt ihr im nächsten Artikel der Baitcaster Reihe erfahren!Merken

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