Es scheint, wir sind in einem Zeitalter der Extreme und des Radikalismus angekommen. Auch beim geliebten Angeln. Nicht genug, dass man sich mit den Scheinargumenten verschiedener Organisationen herumschlagen muss. Wir sind auch noch dumm genug, uns genau gleich zu verhalten. Die Logik dahinter erschließt sich mir leider nicht so ganz! Letzten Freitag hatte ich einen Anruf, bei dem es mich fast aus den Latschen geschmissen hat.
Bevor ich erzähle, kurz zum Hintergrund – ohne irgendwelche Namen zu nennen. Seit diesem Jahr dürfen in den Sommermonaten auch Barsche bis 13,5 Zentimeter nicht mehr zurückgesetzt werden. Jetzt müssen alle Barsche entnommen und dann natürlich auch waidgerecht getötet werden.
Zurück zum Anruf, den ich erwähnt hatte. In einem Printartikel für die Zeitschrift des Verbandes des Landesverbandes war ein Barsch zu sehen. Kurz vor dem Printtermin erhielt ich besagten Anruf. Ob es nicht möglich sei, das Foto des Barsches gegen ein anderes Foto zu tauschen, da es so aussehe als ob der Barsch auf dem Foto danach eventuell nicht weiter geschwommen wäre.
Klar schickte ich ein anderes Foto! Aber ist das nicht eine schizophrene Einstellung!? Alle Barsche müssen per Regelwerk entnommen werden, ohne Ausnahme! Dennoch möchte man auf keinen Fall einen toten Barsch sehen!
Die Regelung, dass alle Barsche entnommen werden kommt auf der einen Seite daher, dass die Kollegen die an ihren Ständen mit Bodenseefisch ihr Geld verdienen sich aufregen. Die Angelfischer würden ihre Beute selektieren, was für eine bodenlose Frechheit! Sorry, aber jetzt mal im Ernst, die Netze immer noch enger zu machen und untermaßige Fische in Maßen zu entnehmen ist auch keine Lösung. Auch wenn keiner merkt, dass das kleine Barschfilet im Restaurant eigentlich an einem Zander gewachsen ist. Eventuell sollte hier die Beute auch besser selektiert werden und nicht mit dem Finger auf Leute gezeigt werden die das gerne tun würden.
Mögliche Lösungen
Selektion und ein Entnahmefenster würden hier sowohl die jungen Fische, als auch die laichstarken, alten Fische schützen!
Auf der anderen Seite gibt es auch bei den Anglern Leute, die Barsche aus großer Tiefe holen, die dann an Trommelsucht sterben. Um das zu verhindern durfte bisher in den Sommermonaten – wo sie nicht tief stehen – ein Barsch bis 13,5 Zentimeter zurückgesetzt werden. Auch wenn das Maß diskussionswürdig ist, war das eine relativ gute Regelung. Besonders vom Ufer aus gefangene Barsche erlitten keine Trommelsucht und durften, sofern sie schön an der Lippe gehakt wurden, noch etwas wachsen.
Theorie und Wirklichkeit
Das Catch and Release von Barschen, sowie anderer Fische, ist bei uns verboten. Laut dem Buch Fischerei in Vorarlberg, das auch Prüfungsgrundlage ist, sollte die Angelfischerei (nach Ansicht des Verfassers) lediglich dazu dienen sich Fische für den Verzehr anzueignen. Muss jedoch jeder Barsch entnommen werden, hat das mit dem offensichtlich vorgeschobenen Grund der Nahrungsbeschaffung wenig zu tun. Jeder weiß, dass auch auf verhältnismäßig große Köder sehr kleine Barsche beißen können. So wird Katzenfutter oder Biomüll besorgt. Außerdem werden viele Fische, die ohne Probleme weiterwachsen und sich vermehren hätten können, Opfer einer pseudomoralischen Diskussion.
Es ist krank! In anderen Ländern werden Angler die Barsche entnehmen geächtet. Wer Barsche isst, frisst auch kleine Kinder! Bei uns muss jeder Schniepel getötet werden, um der Bürokratie zu entsprechen. Wie schön wäre es doch, wenn sich die Angelei wieder weg vom schizophrenen Radikalismus, hin zum vernünftigen, verantwortungsvollen und sprichwörtlich goldenen Mittelweg bewegen würde!
Ich möchte übrigens noch anmerken, dass ich auf keinen Fall irgend jemanden auffordern möchte sich nicht regelkonform zu verhalten. Aber vielleicht kann es beim nächsten Zusammentreffen mit einem Verantwortlichen zur Sprache gebracht werden!
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