Züchten wir kleine und schwer zu fangende Barsche?

Die Frage ob wir uns schwer zu fangende Barsche züchten hat mich nicht mehr losgelassen, seit ich ein paar interessante Artikel über Bass gelesen habe. Sehr oft wird über wenige und kleine Barsche gejammert. Einen Teil einer möglichen Erklärung habe ich gefunden. Dieser Artikel ist kein wissenschaftlich über Jahre erforschtes Werk, er soll nur ein Denkanstoß sein um unsere Fischwirtschaft ein bisschen zu überdenken.

Es ist mir bewusst, dass man Bass und Flussbarsche nicht eins zu eins vergleichen kann. Aber die Art und Weise wie viele Barschfreaks auf ihre Lieblinge angeln legt nahe, dass doch sehr viele und wesentliche Parallelen zu finden sind. Bass sind nun mal besser erforscht als unsere Flussbarsche, da die Amis das wirtschaftliche Potential früh erkannt und genutzt haben.

Teilweise hausgemachte Probleme

Manche Dinge mögen durchaus auf Umwelteinflüsse zurück zu führen sein. Aber es gibt auch genügend Probleme die durch die Art und Weise wie geangelt und gefischt wird entstehen und dadurch auch gelöst werden könnten. In meinen Beispielen beziehe ich mich auf den Bodensee, wobei es auch an anderen Gewässern ähnlich sein dürfte.

Das Problem der Kleinbarsche

Die Durchschnittsgröße der Barsche am Bodensee ist relativ bescheiden. Ein Barsch über 25 cm ist schon wirklich okay. Früher war das anders! Obwohl der See jetzt sauberer und ärmer an Nährstoffen ist, ist das – meiner Meinung nach – nicht das Hauptproblem.

Wenn auf geringere Fänge der Berufsfischer mit Netzen reagiert wird, die einem Teesieb gleichen, muss man sich nicht wundern, dass die Fische keine Größen mehr erreichen.

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Damit die Angler nicht aussortieren, wird an vielen Orten auf eine Entnahmepflicht gesetzt. Genau das sollte aber auch die Berufsfischerei tun. Es muss mehr selektiert werden! Was bitte will man mit 30 Stück 17 cm langer Barsche? Auch für den Verkauf wären 5 Stück 30er Barsche besser als 30 Stück 17er. Aber anstatt eine gemeinsame Lösung zu suchen sind sich vielerorts die Berufsfischer und die Angler den Dreck unter den Fingernägeln neidig!

Schwer zu fangende Barsche

Die Artikel „The Science on Why Bass Are Getting Harder to Catch“ und „Study reveals why some largemouth bass are harder to catch“ lassen ein paar sehr tiefe Einblicke zu. Anhand dieser Einblicke lassen sich Rückschlüsse auf unsere Situation ziehen.

Laut den Artikeln ist es eine erbliche Sache ob man schwer zu fangende Barsche im Gewässer hat oder nicht. Es wird aber durch die teilweise bestehende Entnahmepflicht massiv in die natürliche Vererbung eingegriffen.

Bass liefern Daten

Laut einer vierjährigen Studie wurden in einem See Bass unter striktem Catch and Release Gebot untersucht und bei jedem Fang markiert. Viele Fische wurden mehr als einmal gefangen. Ein Fisch wurde sogar dreifach gefangen in den ersten beiden Tagen. Es gibt aber noch einen anderen Wahnsinnskandidat der in einem Jahr ganze 16 Mal gefangen wurde. Anscheinend hat ihm der Release nicht geschadet.

Was aber auch mega interessant war, ist der Fakt, dass 200 Bass in vier Jahren kein einziges Mal gefangen wurden, obwohl sie die ganzen vier Jahre im See waren.

Es wurde auch herausgefunden, dass in Gewässern in denen viele Bass entnommen werden die Gene der „hard to catch“ und „uncatchable“ Bass weitergegeben werden. Durch Catch and Release konnten die Bestände wieder aufgebessert werden und es konnte dem Problem der unfangbaren Fische entgegengewirkt werden.

BassFishingHQ erklärt die Zusammenhänge und die Studie in diesem YouTube Video zum Thema. Leider ist es nur auf Englisch verfügbar. Dabei bezieht er sich auch auf diesen Artikel von Sience Daily.

Rückschlüsse auf Flussbarsche

Dadurch, dass vielerorts jeder gefangene Barsch einen Knüppel über den Kopf bekommt, tun wir uns keinen Gefallen. Bei der Netzfischerei mag das keinen großen Unterschied machen. Beim Angeln ist das anders. Die gefangenen Barsche gehören Großteils zu den leicht zu fangenden Individuen, die dadurch aus dem Genpool verschwinden. Aufgrund des fehlenden Schonmaßes oder eines fehlenden Küchenfensters haben diese teilweise noch kein einziges Mal gelaicht. Wie sich das auf die, offensichtlich vererbbare Fangbarkeit, auswirkt kann sich jeder an einer Hand ausrechnen.

Lösungsansätze gegen kleine und schwer zu fangende Barsche

Alle, auch die Berufsfischer, müssten selektiver vorgehen. Aber leider ist selektive Entnahme oft ein Reizwort, weil es den sofortigen Ertrag mindern würde.

Ein gutes Tool wäre vermutlich auch die Höchstmenge auf fünf Exemplare pro Angler und Tag zu setzen. In Kombination mit einem Schonmaß von 25 cm, oder noch besser, einem Küchenfenster von 25 cm bis 35 cm könnten auf Dauer mehr und größere Barsche gefangen werden.

Dadurch würden sich auch die beißenwilligen Barsche vermehren und ihre Gene weitergeben vor sie entnommen werden können.

Klar, in den ersten zwei, drei Jahren würden die „verwertbaren“ Fänge deutlich abnehmen. Aber danach würde man die Früchte der Geduld und der Vernunft ernten können. Würdest du nicht auch lieber fünf Barsche über 25 cm haben als dreißig Barsche unter 20 cm?

Die besten Barschköder

Aus dieser Lösung könnten alle Fraktionen, egal ob Kochtopf Angler oder extrem selektiv angelnde Personen, Vorteile ziehen. Aber leider fürchte ich, dass es zu vielen am Sinn für Nachhaltigkeit und an Geduld fehlen wird und sie weiterhin lieber auf den – mehr als bescheidenen – Sofortgewinn setzten. Das ist bestimmt einer der Hauptgründe warum wir nicht nur kleine, sondern auch schwer zu fangende Barsche haben.


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